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    Ein Gespräch auf dem Hof – und was es für den Mittelstand bedeutet

    Es ist noch gar nicht so lange her, als ich an einem warmen Sommermorgen einen befreundeten Landwirt in Niedersachsen besuchte, der seit Jahren Soja an einen mittelständischen Lebensmittelhersteller liefert. Wir standen vor seiner Scheune, die Sonne ging gerade auf, und er sagte einen Satz, den ich so schnell nicht vergessen werde:

    „Früher wollte mein Abnehmer nur den Preis wissen. Heute fragt er, ob mein Soja entwaldungsfrei ist, wie viel CO₂ dabei entsteht und welche Zertifikate ich vorlegen kann. Martin, ich bin Landwirt, kein Buchhalter. Was soll das und wie soll ich damit denn umgehen?“

    Die Antwort darauf dauerte in der Tat etwas länger und führte zu einem langen Gespräch. Aber seine Fragen und seine Unsicherheit fasst gut zusammen, wie sehr sich die Spielregeln in der Lebensmittel- und Agrarindustrie verändert haben. Preis ist nicht mehr das einzige Kriterium. Herkunft, Transparenz und Nachhaltigkeit sind zum Eintrittsticket geworden.

    Und genau hier liegt die zentrale Frage: Wie kann der Mittelstand – das Rückgrat dieser Branche – den Wandel nicht nur bewältigen, sondern ihn als Chance nutzen?

    Regulierung als Treiber: EUDR, CSRD und VSME

    Die EU hat mit einer Reihe von Regulierungen im Rahmen des EU Green Deal den Rahmen neu abgesteckt. Und um nur einige der Regulierungen zu nennen:

    • EUDR (EU-Entwaldungsverordnung): Ab Ende 2026 dürfen Produkte wie Kaffee, Kakao, Soja, Palmöl, Holz, Rindfleisch und Kautschuk nur noch dann auf den EU-Markt, wenn ihre Herkunft entwaldungsfrei nachgewiesen werden kann. Konkret heißt das: Geodaten der Anbauflächen müssen vorgelegt werden. 👉 Mehr dazu in unserer "EUDR-Checkliste für den Mittelstand".

    • CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive): Ab 2026 werden auch viele Lebensmittel- und Agrarunternehmen berichtspflichtig. Spätestens als Zulieferer großer Konzerne sind Mittelständler betroffen, weil ihre Daten in die Berichte der Kunden einfließen.

    • VSME (Voluntary Standard for SMEs): KMU haben mit dem VSME-Standard erstmals die Möglichkeit, ESG-Daten schlank, freiwillig und standardisiert offenzulegen. Das erleichtert die Zusammenarbeit mit Banken, Investoren und Geschäftspartnern. 👉 Siehe unseren Artikel „VSME-Standard für KMU“.

    Die Botschaft ist eindeutig: Transparenz ist keine Kür mehr, sondern Pflicht.

    Kosten, Risiken – und die Gefahr der Intransparenz

    Viele Mittelständler sehen sich mit einem doppelten Druck konfrontiert:

    1. Steigende Kosten: Rohstoffe, Energie und Logistik sind teurer denn je.

    2. Neue Anforderungen: Kunden verlangen detaillierte Nachweise über Herkunft, CO₂-Fußabdruck und Sozialstandards.

    Ein Mühlenbetreiber sagte mir einmal (sinngemäß): „Wir hatten eine Lieferanfrage für Mehl aus Frankreich. Am Ende hat man uns ausgeschlossen, weil wir nicht belegen konnten, dass unser Weizen aus entwaldungsfreien Flächen stammt. Dabei war er es – wir konnten es nur nicht beweisen.“

    Genau das ist das Risiko: Nicht Transparenz selbst kostet, sondern die fehlende Transparenz.

    Best Practice 1: Schokolade mit Herkunftsnachweis

    Ein mittelständischer Schokoladenhersteller stand vor der Herausforderung, seine Kakao-Lieferkette EUDR-konform zu machen. Statt sich von der Bürokratie lähmen zu lassen, entschied er sich für eine Kooperation mit unserem strategischen Partner osapiens.

    Über den osapiens HUB wurden die Geodaten seiner Zulieferer erfasst, mit Satellitenbildern abgeglichen und automatisch auf Entwaldungsfreiheit geprüft. Das Ergebnis:

    • Vollständige Transparenz in der Lieferkette

    • Reduzierter Dokumentationsaufwand

    • Vertrauen bei internationalen Kunden

    Der Geschäftsführer sagte: „Wir haben uns von einer potenziellen Schwachstelle zu einem Verkaufsargument entwickelt.“

    Digitalisierung & Datenqualität – der Schlüssel

    Die Lebensmittel- und Agrarindustrie erzeugt Unmengen an Daten: Zertifikate, Herkunftsnachweise, Transportdokumente, Energieverbrauch, Emissionen. Doch in vielen Unternehmen lagern diese Daten in Excel-Dateien – verteilt, fehleranfällig und unstrukturiert.

    Wir haben das Thema in unserem Beitrag 👉 „Excel reicht nicht“ ausführlich beleuchtet. Denn es gilt: Wer Daten nicht konsolidiert und dokumentiert, wird weder EUDR noch CSRD erfüllen können.

    Die Lösung sind zentrale Plattformen wie der osapiens HUB:

    • Sie sammeln Daten entlang der gesamten Lieferkette.

    • Sie prüfen Daten auf Vollständigkeit und Richtigkeit.

    • Sie verknüpfen Informationen direkt mit regulatorischen Anforderungen.

    Mit dem neuen Reporting Cockpit & Disclosure Management können Unternehmen ihre Daten sogar direkt in prüfungssichere Berichte überführen – ein entscheidender Vorteil, wenn Banken oder Kunden Nachweise verlangen.

    Best Practice 2: Molkerei reduziert Emissionen

    Eine Molkerei im Süden Deutschlands nutzte die Scope-3-Erhebung zunächst widerwillig – sie hielt es für ein bürokratisches Muss. Doch dann stellte sich heraus: Die Kühlung ihrer Lieferkette verursachte mehr als 25 % der Emissionen.

    Mit dieser Erkenntnis wurde ein Energiemanagement-System eingeführt. Ergebnis:

    • 18 % weniger Energieverbrauch

    • geringere CO₂-Kosten

    • ein glaubwürdiges Nachhaltigkeitsargument für den Lebensmitteleinzelhandel

    Das zeigt: Scope 3 ist nicht nur Pflicht, sondern Hebel für Effizienz. → Siehe auch 👉 „Scope 3 im Mittelstand“.

    Predictive Analytics: Voraussicht statt Reaktion

    Die Agrarbranche ist extrem volatil: Wetter, Transport, Börsenpreise – alles beeinflusst Rohstoffkosten. Predictive Analytics kann hier einen echten Unterschied machen.

    Ein Futtermittelhersteller nutzte Algorithmen, um Preisentwicklungen für Soja vorherzusehen. Mit Daten aus Börsen, Wetterprognosen und Transportkosten konnte er rechtzeitig einkaufen, bevor Preise explodierten. Ergebnis: Einsparungen in Millionenhöhe.

    Mehr dazu in unserem Beitrag 👉 „Predictive Analytics in der Wertschöpfungskette“.

    Best Practice 3: Baumarkt – Transparenz als Verkaufsargument

    Ein mittelständischer Baumarkt-Verbund in Süddeutschland stand mit einem Problem da: Viele seiner Produkte – Holz, Möbel, Gartenartikel – fielen direkt unter die EUDR. Bisher hatte man den Lieferanten vertraut, dass die Herkunft sauber ist. Doch als die ersten Kunden gezielt Nachweise über entwaldungsfreie Lieferketten forderten, war klar: „Bauchgefühl reicht nicht mehr.“

    Die Lösung: Mit dem osapiens HUB wurden sämtliche Holzlieferungen digital erfasst. Geodaten der Anbauflächen wurden automatisch geprüft, Zertifikate validiert und in Berichte überführt.

    Die Vorteile waren messbar:

    • 100 % Nachweisbarkeit aller Holzprodukte

    • Weniger Risiko, bei Kontrollen oder Ausschreibungen ausgeschlossen zu werden

    • Imagegewinn: Der Baumarkt begann, offensiv zu kommunizieren: „Unsere Holzprodukte sind EUDR-konform – belegt mit Geodaten.“

    Das Ergebnis: Vertrauen bei Kund:innen, sichere Lieferketten und neue Umsatzpotenziale. Der Geschäftsführer sagte dazu: „Früher war Nachhaltigkeit für uns ein Schlagwort im Prospekt. Heute ist Transparenz unser stärkstes Verkaufsargument.“

    Dieses Beispiel zeigt: Ein vermeintliches Risiko – EUDR-Bürokratie – kann im Mittelstand zum echten Wettbewerbsvorteil werden, wenn man es mit den richtigen Tools und Prozessen strategisch nutzt.

    Scope-3-Emissionen – das unsichtbare Risiko

    In kaum einer Branche sind die Scope-3-Emissionen so hoch wie in der Lebensmittel- und Agrarindustrie. Anbau, Transport, Kühlung, Verpackung, Handel – alles verursacht Emissionen.

    Unternehmen, die diese Emissionen ignorieren, riskieren Marktanteile. Unternehmen, die sie messen und steuern, sichern sich Wettbewerbsvorteile. Banken, Investoren und große Kunden achten zunehmend darauf. → Mehr dazu im Beitrag „Wie ESG-Ratings Ihre Kreditkonditionen beeinflussen“.

    Fazit – Pflicht als Chance nutzen

    Die Lebensmittel- und Agrarindustrie steht vor massiven Herausforderungen. Aber: Wer Transparenz als strategischen Vorteil begreift, gewinnt. Wir bei Butterfly Effect Consulting unterstützen Mittelständler in dieser Branche dabei, den Wandel erfolgreich zu gestalten:

    • Wir analysieren regulatorische Anforderungen und entwickeln Roadmaps.

    • Wir helfen beim Aufbau von Datenqualität und Lieferkettentransparenz.

    • Gemeinsam mit unserem Partner osapiens implementieren wir HUB, Reporting Cockpit & Disclosure Management.

    • Wir begleiten den kulturellen Wandel, damit Transparenz nicht als Pflicht, sondern als Chance gelebt wird.

    👉 Lassen Sie uns gemeinsam Ihre Lieferkette zukunftssicher machen: Jetzt Kontakt aufnehmen!


    FAQ – Häufige Fragen

    Welche Produkte sind von der EUDR betroffen?
    Kaffee, Kakao, Soja, Palmöl, Holz, Rindfleisch, Kautschuk – und alle Produkte, die daraus hergestellt werden.

    Wie können KMU EUDR-Compliance erreichen?
    Durch Geodaten der Anbauflächen, digitale Lieferantenerklärungen und Plattformen wie den osapiens HUB.

    Was bringt VSME für Lebensmittelunternehmen?
    Einen schlanken Einstieg ins ESG-Reporting, mit Vorteilen bei Banken und Kunden.

    Wie unterstützt Butterfly Effect Consulting?
    Wir bieten Quick Checks, helfen bei Datenprozessen, integrieren osapiens-Lösungen und entwickeln Strategien, wie Transparenz zu Profitabilität führt.

    Dr. Martin Bethke

    20 Jahre Erfahrung im Top-Management in multinationalen Unternehmen, Start-ups und NGOs. Falls Sie Fragen zu diesem Artikel oder Interesse an einer Zusammenarbeit haben, schreiben Sie mir oder besuchen Sie mich auf LinkedIn.