Einleitung
Die Verpackungsindustrie ist einer der zentralen Hebel für die nachhaltige Transformation im deutschen Mittelstand. Ob Lebensmittel, Konsumgüter, Maschinenbau oder Logistik – ohne Verpackung geht es nicht. Doch genau dieser unverzichtbare Bestandteil der Wertschöpfungsketten ist zunehmend im Fokus von Regulierung, Politik und Gesellschaft.
Die Gründe liegen auf der Hand: Verpackungen stehen sinnbildlich für den Ressourcenverbrauch unserer Wirtschaft. Plastikabfälle in den Meeren, überfüllte Recyclinganlagen, steigende Rohstoffpreise und die Klimafolgen der Produktion machen deutlich: Verpackung ist kein Randthema mehr, sondern ein strategischer Faktor für Wettbewerbsfähigkeit.
Für mittelständische Unternehmen bedeutet das: Wer Nachhaltigkeit in der Verpackung ignoriert, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch Marktanteile und Finanzierungsvorteile. Wer die Herausforderung jedoch annimmt, kann Kreislaufwirtschaft als Chance nutzen – und sich im Wettbewerb klar differenzieren.
1. Ausgangslage: Verpackung zwischen Kosten, Regulierung & Erwartungen
Die Verpackungsindustrie ist geprägt von einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite stehen enge Margen, steigende Rohstoffkosten und internationaler Wettbewerbsdruck. Auf der anderen Seite wächst der regulatorische Rahmen – die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR), strengere Recyclingquoten und das deutsche Verpackungsgesetz verschärfen die Anforderungen für Hersteller und Nutzer.
Hinzu kommen steigende Erwartungen von Kundenseite. Immer mehr Verbraucher wollen wissen, ob Verpackungen recycelbar, wiederverwendbar oder gar plastikfrei sind. Für den Mittelstand bedeutet das: Verpackung ist längst nicht mehr nur ein Kostenfaktor, sondern ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal im Markt.
Zudem rücken Banken und Investoren ESG-Kriterien immer stärker in den Mittelpunkt. Nachhaltige Verpackungslösungen sind daher nicht nur ein Marketingargument, sondern zunehmend ein Finanzierungsfaktor.
👉 Vertiefung: Profitabilität mit Nachhaltigkeit im Mittelstand
2. Regulatorische Treiber: Warum die Verpackungsindustrie unter Druck steht
Die EU-Verpackungsverordnung (PPWR)
Die neue Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) ist ein Meilenstein: Sie soll europaweit verbindliche Standards schaffen, um Verpackungsmüll zu reduzieren und die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Wichtige Punkte sind:
Reduktion des Verpackungsverbrauchs pro Kopf.
Verpflichtende Mehrwegquoten für bestimmte Branchen (z. B. Gastronomie, Getränke).
Verbindliche Recyclingquoten und Vorgaben für den Anteil an Rezyklaten.
Kennzeichnungspflichten zur Recyclingfähigkeit.
Für mittelständische Unternehmen bedeutet das: Wer jetzt nicht investiert, wird mittelfristig den Marktzugang verlieren.
CSRD & VSME
Neben den produktbezogenen Anforderungen müssen viele Unternehmen künftig auch über ihre Verpackungen berichten. Die CSRD verpflichtet große Unternehmen ab 2025 zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Auch KMU werden durch Kunden und Banken in die Pflicht genommen. Der VSME-Standard bietet hier einen schlanken Einstieg.
👉 Mehr dazu: Der VSME-Standard für KMU
EUDR – indirekte Betroffenheit
Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) betrifft Rohstoffe wie Holz und Papier. Verpackungen aus diesen Materialien müssen künftig entwaldungsfrei nachweisbar sein. Für viele mittelständische Verpackungshersteller bedeutet das: Neue Nachweise, neue Datenanforderungen, neue Pflichten.
👉 Siehe auch: Die EUDR verstehen – was Mittelständler wissen müssen
3. Risiken für Mittelständler in der Verpackungsindustrie
Für KMU, die in der Verpackungsindustrie tätig sind oder Verpackungen nutzen, entstehen verschiedene Risiken:
- Finanzielle Risiken: Steigende CO₂-Kosten, höhere Preise für Rohstoffe, Strafzahlungen bei Verstößen gegen PPWR oder EUDR.
- Reputationsrisiken: Greenwashing-Vorwürfe können Markenwerte beschädigen. Kunden erwarten glaubwürdige, belegbare Nachhaltigkeit.
- Lieferkettenrisiken: Engpässe bei recycelten Rohstoffen oder steigende Abhängigkeit von wenigen Zulieferern erhöhen die Anfälligkeit.
- Wettbewerbsrisiken: Wer Nachhaltigkeit verschläft, verliert Ausschreibungen oder wichtige Kunden an innovativere Anbieter.
All dies gilt es zu bedenken und entsprechend im Risikomanagement des Unternehmens abzubilden.
👉 Vertiefung: Risikomanagement & Resilienz im Mittelstand
4. Chancen: Kreislaufwirtschaft als Wettbewerbsvorteil
So groß die Risiken sind – die Chancen sind es ebenso. Unternehmen, die z.B. frühzeitig auf Kreislaufwirtschaft setzen, profitieren in mehrfacher Hinsicht:
Kosten senken: Weniger Materialeinsatz = weniger Kosten.
Marktzugang sichern: EUDR- und PPWR-konforme Produkte sind zukunftssicher.
Kunden gewinnen: Nachhaltige Verpackungen sind Kaufargument.
Finanzierungsvorteile: Banken belohnen transparente ESG-Daten.
Gerade im Mittelstand können innovative Unternehmen zeigen, dass Nachhaltigkeit und Profitabilität kein Widerspruch sind.
👉 Siehe auch: Finanzierung, Banken & ESG-Ratings im Mittelstand oder die Studie des WWF zum Modell Deutschland Circular Economy.
5. Praxisbeispiele & Best Practices
Die Transformation der Verpackungsindustrie ist kein Zukunftsszenario – sie passiert bereits. Besonders spannend ist, dass viele der wegweisenden Beispiele nicht von Großkonzernen stammen, sondern von mittelständischen Unternehmen, die schnell und pragmatisch gehandelt haben.
Lebensmittelverpackung:
Ein mittelständischer Hersteller aus Norddeutschland hat konsequent auf Recyclingpapier gesetzt. Die Umstellung war nicht ohne Herausforderungen: Rohstoffpreise schwanken, die Umstellung in der Produktion erforderte Investitionen. Doch der Schritt hat sich gelohnt – nicht nur durch neue Großkunden im Lebensmitteleinzelhandel, sondern auch, weil das Unternehmen als nachhaltiger Innovationsführer wahrgenommen wird. Die erhöhte Sichtbarkeit hat sogar zu einer Stärkung der Arbeitgebermarke geführt.
Maschinenbau & Verpackung:
Viele Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau unterschätzen den Hebel, den Verpackung in der eigenen Wertschöpfung hat. Ein Zulieferer aus Baden-Württemberg hat Transportverpackungen von Einweg auf Mehrweg umgestellt – speziell für den Versand schwerer Bauteile. Neben der Kostenersparnis von rund 15 % pro Jahr entstand ein klarer Vorteil im Wettbewerb um internationale Kunden: Die nachhaltige Verpackungslösung wurde aktiv ins Angebot aufgenommen und als Alleinstellungsmerkmal vermarktet.
Innovationen:
Biokunststoffe und Urban Mining sind noch Nischenthemen, entwickeln sich aber rasch. Gerade Mittelständler können hier punkten, weil sie flexibler als Konzerne agieren. Wer schon heute Pilotprojekte startet – etwa mit kompostierbaren Folien oder digitalen Materialpässen für Verpackungen – positioniert sich als Vorreiter und sichert sich wertvolle Erfahrungswerte.
👉 Siehe ergänzend: Studie „Nachhaltige Baustoffwende“
6. Digitalisierung & Daten als Schlüssel
Die Nachweis- und Berichtspflichten für Verpackungen sind hochkomplex – und werden in den nächsten Jahren noch zunehmen. Ein Beispiel: Schon heute fordern große Handelsketten detaillierte Angaben über den Rezyklatanteil von Verpackungen. Künftig könnten digitale Produktpässe verpflichtend werden, die genau dokumentieren, woher Materialien stammen und wie sie recycelt werden können.
Für den Mittelstand ist das eine enorme Herausforderung. Excel-Tabellen reichen nicht mehr aus. Wer weiterhin auf manuelle Prozesse setzt, verliert nicht nur Zeit, sondern auch Glaubwürdigkeit.
Digitale Systeme wie der osapiens HUB können Lieferketten und Materialströme automatisch erfassen und in standardisierte Reports überführen. Künstliche Intelligenz analysiert dabei, welche Rohstoffe besonders CO₂-intensiv sind, wo Einsparungen möglich wären und welche regulatorischen Vorgaben erfüllt werden.
Auch für die Kommunikation nach außen sind Daten entscheidend. Banken, Investoren und Kunden wollen keine vagen Versprechen, sondern belastbare Kennzahlen. Mittelständler, die diese liefern können, verbessern ihre Marktposition erheblich.
👉 Vertiefung: Digitalisierung & KI im ESG-Management
7. Unser Beratungsansatz für die Verpackungsindustrie
Viele Mittelständler fühlen sich von der Komplexität der Regulierung und den technischen Anforderungen überfordert. Unsere Erfahrung zeigt: Es braucht keine riesigen Abteilungen oder Millionenbudgets, um die Transformation erfolgreich zu meistern. Entscheidend ist ein klarer, strukturierter Ansatz, der Schritt für Schritt umgesetzt wird.
Wir bei Butterfly Effect Consulting setzen genau hier an:
Strategie: Wir entwickeln mit Unternehmen Roadmaps, die regulatorische Pflichten mit unternehmerischen Chancen verbinden. Statt isolierte Nachhaltigkeitsprojekte anzustoßen, machen wir Nachhaltigkeit zu einem Kernbestandteil der Wettbewerbsstrategie.
CO₂-Kosten & Klimarisiken: Mit unserem CO₂-Kosten-Rechner schaffen wir Transparenz für CFOs. Auf dieser Basis können Investitionen in nachhaltige Verpackungen oder Produktionsprozesse wirtschaftlich bewertet und priorisiert werden.
Digitalisierung: Wir begleiten Unternehmen bei der Einführung von ESG-Software. Das Ziel: weg von fehleranfälligen Excel-Listen hin zu automatisierten, prüfungssicheren Prozessen.
Leadership & Change: Nachhaltigkeit gelingt nur, wenn Menschen sie tragen. Deshalb befähigen wir Führungskräfte und Mitarbeitende, die Transformation aktiv mitzugestalten – und nicht nur als zusätzliche Belastung wahrzunehmen.
Unser Ansatz ist dabei pragmatisch und mittelstandsgerecht: Wir reduzieren Komplexität, ohne die Substanz zu verlieren, und helfen, dass Nachhaltigkeit messbar profitabel wird.
👉 Mehr dazu: Change Management & Leadership-Kompetenzen
8. Handlungsempfehlungen für den Mittelstand
Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft klingt groß – doch sie beginnt mit konkreten, machbaren Schritten.
Lieferketten & Materialien prüfen:
Unternehmen sollten eine systematische Analyse ihrer Verpackungsströme starten. Welche Materialien sind im Einsatz? Woher kommen sie? Fallen sie unter EUDR oder PPWR? Viele Mittelständler stellen hier fest, dass sie Daten über ihre Verpackungen bisher nicht systematisch erfasst haben – ein Risiko, das leicht zu beheben ist.
ESG-Reporting starten:
Auch wenn noch keine Pflicht besteht, lohnt es sich, mit VSME oder anderen schlanken Standards zu beginnen. Das verschafft Routine im Umgang mit ESG-Daten und schafft Vertrauen bei Banken und Kunden.
Kreislaufmodelle entwickeln:
Der Schritt von Einweg zu Mehrweg oder von Primärrohstoffen zu Rezyklaten muss nicht von heute auf morgen erfolgen. Pilotprojekte, die zunächst einen Teil des Sortiments umfassen, sind ein sinnvoller Einstieg. Der Lerneffekt ist groß – und die Kommunikation nach außen zeigt, dass das Unternehmen handelt.
Stakeholder einbeziehen:
Viele Unternehmen unterschätzen, wie stark Kunden, Banken und sogar Mitarbeitende auf Nachhaltigkeit achten. Wer offen kommuniziert, welche Schritte geplant sind, schafft Vertrauen und stärkt die eigene Position im Wettbewerb.
Die Handlungsempfehlung lautet deshalb: nicht zögern, sondern pragmatisch starten. Schon kleine Schritte können große Wirkung entfalten – ökologisch, sozial wie auch ökonomisch.
Fazit
Die Verpackungsindustrie steht vor einem Paradigmenwechsel. Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Transparenz sind nicht länger Kür, sondern Pflicht. Für Mittelständler, die jetzt handeln, eröffnen sich neue Märkte, Finanzierungsvorteile und echte Wettbewerbsvorteile. Und so lässt sich ein Geschäftsmodell dann auch zukunftsfähig aufstellen.
👉 Sichern Sie Ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Verpackungsindustrie – sprechen Sie uns an, wir begleiten Sie praxisnah und profitabel.