Nach zwei Jahrzehnten beeindruckenden Fortschritts steht die unternehmerische Nachhaltigkeit ("Corporate Sustainability") an einem Wendepunkt. Politische Spannungen, nationale Rivalitäten und eine wachsende Polarisierung erschweren es Unternehmen zunehmend, ihre Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben. In den USA werden Verpflichtungen zurückgenommen, in Europa gibt es Widerstand gegen neue Berichtspflichten (Stichwort Omnibus-Paket). Doch bedeutet das das Ende der Nachhaltigkeitsbestrebungen? Ganz im Gegenteil – jetzt ist die Zeit, sich strategisch zu positionieren.
Corporate Sustainability in der Krise: Wie Unternehmen jetzt klug handeln
Viele Unternehmen schieben Nachhaltigkeit auf „irgendwann nach der Krise“. Doch das wäre ein Fehler. Der Regulierungsrahmen wird nicht abgeschafft – er wird gezielt verschlankt und zugleich schärfer in den Punkten, die echten Wert schaffen: Materialität, Finanzrelevanz, CO₂-Kosten und Kapitalzugang. Die EU hat 2025 eine sogenannte Omnibus-Vereinfachung vorgeschlagen (u. a. weniger Verpflichtete, stärker materialitätsgetrieben), die aktuell das Verfahren durchläuft und Mitte November 2025 verabschiedet werden soll.
Für Unternehmen bedeutet das: weniger Pflicht-Overhead, mehr Fokus auf das Wesentliche – aber keine Ausrede, die Transformation zu vertagen. Denn Doch die Richtung bleibt klar: Nachhaltigkeit wird integraler Bestandteil unternehmerischer Steuerung. Weniger Overhead bedeutet nicht weniger Verantwortung – im Gegenteil.
Drei Gründe, warum sich „Dranbleiben“ 2025/26 rechnet
1. Reporting wird pragmatischer – nicht optional
Die anstehenden Anpassungen der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) machen das Reporting pragmatischer, aber nicht optional. EFRAG hat im Sommer 2025 erste Fortschrittsberichte zur Vereinfachung vorgelegt (EFRAG, 2025): weniger Datenpunkte, klarere Definitionen, stärkere Fokussierung auf Materialität. Für Unternehmen heißt das: gleiche Wirkung, weniger Rauschen.
2. Kapitalzugang & Stakeholderdruck steigen
Parallel steigt der Druck aus der Finanzwelt. Eine PwC-Erhebung zeigt, dass immer mehr Unternehmen Ressourcen für ESG-Reporting aufstocken und dabei vor allem ihre Finance- und HR-Teams stärker einbinden (PwC, 2025). Banken und Investoren verlangen belastbare Daten, um Risiken zu bewerten und Finanzierungskonditionen anzupassen. Wer hier proaktiv agiert, schafft sich Wettbewerbsvorteile – und senkt seine Kapitalkosten.
Mehr hierzu auch in unserem Beitrag 👉 "Wie ESG-Ratings Ihre Kreditkonditionen beeinflussen".
3. Kosten und Handel ändern sich – Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) wird „echt“
Ein dritter Treiber ist der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), der ab dem 1. Januar 2026 in die finale Phase tritt. Dann müssen Unternehmen, die CO₂-intensive Produkte wie Stahl, Zement oder Aluminium importieren, ihre Emissionen nicht nur melden, sondern über Zertifikate finanziell ausgleichen (Europäische Kommission, 2025). Wer seine CO₂-Kosten heute nicht versteht, zahlt morgen mit seiner Marge.
Was heißt aber „klug handeln“ jetzt konkret? (Praxisfahrplan)
Der erste Schritt bleibt die doppelte Wesentlichkeit. Unternehmen müssen verstehen, welche Themen sowohl für ihr Geschäftsmodell (Outside-In) als auch für Umwelt und Gesellschaft (Inside-Out) relevant sind. Ein sauber dokumentiertes Scoping mit nachvollziehbarer Begründung ist nicht nur regulatorisch gefordert, sondern die Grundlage jeder strategischen Priorisierung. Der EU-Leitfaden zur CSRD betont: Die Qualität der Materialitätsanalyse entscheidet über die Relevanz des gesamten Berichts.
Darauf aufbauend sollten Unternehmen ihre Datenarchitektur aufbauen: klare Ownership, transparente Quellen, nachvollziehbare Systeme. Entscheidend ist dabei nicht die Menge der Daten, sondern ihre Aussagekraft. Ein „Minimal Viable Dataset“ pro KPI reicht oft, um prüfungsrelevante Nachweise zu erbringen – insbesondere, wenn digitale Tools wie der osapiens HUB oder andere ESG-Plattformen den Prozess strukturieren. Mehr dazu auch in unserem Beitrag 👉 "osapiens Beratung für Unternehmen: Von der Software zur Wirkung mit Butterfly Effect Consulting".
Die Finanzperspektive rückt zunehmend in den Vordergrund. CFO-Teams müssen CO₂-Kosten und Carbon Pricing als festen Bestandteil ihrer Ergebnisrechnung verstehen. Wer CO₂-Kosten simuliert, Einkauf und Logistik integriert und Szenarien bis 2030 durchrechnet, kann Margen sichern und Preisstrategien besser steuern. Unser eigener CO₂-Kosten-Check zeigt: Unternehmen, die Dekarbonisierung datenbasiert angehen, steigern ihre EBIT-Marge um bis zu drei Prozentpunkte – und gewinnen Planbarkeit zurück.
Auch regulatorisch lohnt sich die Weitsicht. Ab 2026 greift die vereinfachte EU-Taxonomie (Accountancy Europe, 2025), und die Interoperabilität zwischen ISSB und ESRS nimmt Gestalt an. Das reduziert Doppelarbeit für international aktive Mittelständler erheblich. Gleichzeitig stärkt es die Vergleichbarkeit und Attraktivität für Investoren, die vermehrt nach ESG-konformen Assets suchen.
Nachhaltigkeit als Business Case – nicht als Zusatzaufgabe
Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch verankern, profitieren doppelt: kurzfristig durch Effizienzgewinne, langfristig durch Resilienz. Energie- und Prozesseffizienzmaßnahmen mit Payback-Zeiten unter zwei Jahren sind in fast allen Branchen realisierbar. Sie senken nicht nur CO₂-Emissionen, sondern auch Kosten.
Gleichzeitig schafft ein integriertes ESG-Reporting Vertrauen bei Stakeholdern. Wer seine Fortschritte transparent kommuniziert, stärkt Reputation und Markenwert – und differenziert sich vom Wettbewerb. Nachhaltigkeit wird damit zu einem Wettbewerbsparameter, nicht zu einer Compliance-Pflicht.
Auf Unternehmensebene bedeutet das: Governance-Strukturen und Risikomanagement müssen Nachhaltigkeit als festen Bestandteil der Entscheidungslogik verankern. Die Verbindung von ESG-KPIs mit finanziellen Kennzahlen – etwa CO₂-Kosten, Energieintensität oder Lieferantenrisiken – wird zur neuen Grundlage strategischer Steuerung.
Hierbei unterstützen wir unsere Kunden im Rahmen unserer 👉 ESG-Compliance-Beratung und Risikomanagement-Programme.
Ausblick 2026: Nachhaltigkeit als Wachstumstreiber
Das Jahr 2026 wird zum Wendepunkt: Der CBAM wird finanziell wirksam, die EU-Taxonomie und die vereinfachten ESRS-Standards treten in Kraft, und mit ihnen die Chance auf ein konsistentes, interoperables ESG-Framework. Unternehmen, die ihre Datenbasis bis dahin professionalisiert haben, können CO₂-Kosten präzise budgetieren, Investorenbedürfnisse erfüllen und Einkaufsvorteile sichern.
Zugleich entstehen neue Geschäftsmodelle entlang der Wertschöpfung: von klimaneutralen Produktlinien über zirkuläre Lieferketten bis hin zu CO₂-Dienstleistungen für Zulieferer. Nachhaltigkeit wird damit zur Plattform für Innovation. Wer heute investiert, profitiert morgen – nicht nur ökologisch, sondern ökonomisch.
Oder anders gesagt: 2026 trennt sich die Spreu vom Weizen. Die einen sehen Nachhaltigkeit weiter als Pflicht. Die anderen erkennen darin ihre strategische Zukunftsfähigkeit – und handeln entsprechend.
Fazit
Unternehmerische Nachhaltigkeit erlebt gerade eine Widerstandsphase, die unübersichtlich, widersprüchlich und komplex wirkt. Aber sie ist eben auch voller Chancen, wenn man den richtigen Kompass und die richtige Strategie für sich entwickelt. Der entscheidende Unterschied liegt darin, ob Unternehmen pragmatisch Kurs halten oder sich von kurzfristigen Rückschlägen ausbremsen lassen. Die zentrale Frage lautet nicht, ob Nachhaltigkeit und Corporate Sustainability wieder wichtig wird – sondern ob Ihr Unternehmen bereit ist, wenn es darauf ankommt.
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